Nur ein einzelner falscher Ton | Geistlicher Impuls | 20.04.2022

Nur ein einzelner falscher Ton | Geistlicher Impuls | 20.04.2022

In den Zeitungen zu blättern oder online auf ihren Seiten zu scrollen, spült auch in dieser festlichen Osterwoche viele trübe Nachrichten entgegen. Man könnte meinen, die bedrohliche Karwoche hält noch immer an. Ist dies tatsächlich eine düstere Zeit? Vor Kurzem habe ich ein Interview mit Musiker Victor Wooten gesehen, der etwas Denkwürdiges erlebt hat:

Am Abend sollte es ein Konzert in Boston geben, mit ihm und seiner Band. Also fuhr er mit dem Auto dorthin. Wie es nunmal so ist, als Fremder in der großen Stadt, die Location und den passenden Straßennamen suchend, fährt er etwas zögerlich. Das ist für andere Verkehrsteilnehmer:innen selten ein Grund zur Freude. So auch an diesem Tag. Hier nimmt jemand die Vorfahrt, dort drängelt der Nächste und ein böser Blick ist noch das Harmloseste, was ihm in dieser Stadt entgegen geworfen wird. Also macht Victor Wooten, was jeder Autofahrer in diesem Moment machen würde: Er verflucht die ganze Stadt. „Niemand hier kann vernünftig fahren.“

Etwas später bemerkt er: Es waren drei! Dreimal wurde gemeckert. Drei von tausenden anderer Autos fielen derart auf. Oder wie vielen begegnen wir wohl, während wir durch die Stadt fahren? Doch so sind wir nun einmal gestrickt. Wir sprechen nicht über 997 Fahrerinnen und Fahrer, die alle Regeln vorbildlich und rücksichtsvoll beachten. Wir regen uns lieber über drei Ausreißer auf. Genauso in seiner Musik: Eine einzige falsche Note übertönt hunderte akkurate Töne.

Ich wünsche Ihnen, in diesen Tagen und ganz besonders in dieser Osterwoche, dass sie trotz aller trüber Nachrichten den Blick für das Schöne bewahren. Die Welt ist ein wundervoller Ort. Hier leben beeindruckende Menschen, die wir Tag für Tag treffen dürfen. Jesus ist auferstanden, entgegen aller Aussichtslosigkeit.

Ihr Stephan Napieralski, Gemeindereferent


Bild: Peter Weidemann
In: Pfarrbriefservice.de

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