Vor ein paar Wochen hatte ich beim Friedhofsplauschen auf dem Waldfriedhof in Oberschöneweide etwas Zeit und habe mir die verschiedenen Gräber angesehen. Einige davon – auch im Winter – wundervoll mit Blumen bepflanzt, frische Blumen in einer Vase, eine Kerze angezündet, manche im „Winterschlaf“. An einem Grab blieb ich hängen, ein Grabstein mit einem Engel hat mich in seinen Bann gezogen.
Der Engel strahlt für mich eine innere Ruhe und Gelassenheit aus. Frieden. Ich komme selbst zur Ruhe und werde nachdenklich. Dem Ort angemessen.
Für mich ist der Friedhof inzwischen zu einem ganz besonderen Ort, ja er ist mir vertraut geworden und ich komme gerne hier her. Ehrlich gesagt freue ich mich mittwochs auf den Waldfriedhof zu gehen.
Jeden Mittwoch treffe ich auf Menschen, die mein Leben bereichern durch ihre ganz persönliche Lebensgeschichte. Einige davon in tiefer Trauer um einen lieben Verstorbenen, andere machen einen Spaziergang und manche verweilen an den Gräbern und führen Gespräche. Jede und jeder so, wie ihr oder ihm gerade danach ist.
Immer wieder bleiben Menschen bei mir am Lastenfahrrad zum Gespräch stehen. Manche sind zuerst neugierig und fragen, was ich hier auf dem Friedhof mache. Oftmals entwickelt sich daraus ein längeres Gespräch und wir trinken Kaffee und Tee zusammen. Es gibt kein Tabu, es wird über alles gesprochen. Und am Ende haben mir viele ihre Lebensgeschichte erzählt. Die Höhen, aber auch die Tiefen. Manchmal fließen Tränen und oft wird gelacht. Die ganze Bandbreite. Ich bin erstaunt wie offen mir die Menschen gegenüber sind.
Einige Erzählungen stimmen mich nachdenklich. Ich bewundere die Menschen, die mir schwere Schicksalsschläge anvertrauen und von ihrer Hoffnung erzählen, die sie am Leben gehalten hat und immer noch hält.
Und im Nachgang spüre ich eine tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit über das Leben, das ich habe. Über die Freude, die ich teilen kann. Aber auch, dass ich mit meinen Tiefen im Leben nicht alleine auf dieser Welt bin. Ich muss nur das Gespräch mit anderen suchen…
In diesen Momenten wird Gott für mich spürbar: in dem Menschen, der sich mir gegenüber öffnet und seine Lebensgeschichte erzählt. In der Begegnung mit den Menschen, die mich Gemeinschaft erfahren lässt. In dem Menschen, der ein offenes Ohr für mich hat und mir zuhört.
Ich wünsche Ihnen in der kommende Woche viele bereichernde Begegnungen, bei denen für Sie Gott erfahrbar, spürbar wird.
Ihre Sozialarbeiterin,
Monika Beil