Geben und Vergeben | Impuls zur Bibelwoche | Montag, 25.01.2021

Geben und Vergeben | Impuls zur Bibelwoche | Montag, 25.01.2021

Einer der Pharisäer hatte ihn zum Essen eingeladen. Und er ging in das Haus des Pharisäers und begab sich zu Tisch. Und siehe, eine Frau, die in der Stadt lebte, eine Sünderin, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers zu Tisch war; da kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran zu seinen Füßen. Dabei weinte sie und begann mit ihren Tränen seine Füße zu benetzen. Sie trocknete seine Füße mit den Haaren ihres Hauptes, küsste sie und salbte sie mit dem Öl.

Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, sagte er zu sich selbst: Wenn dieser wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, die ihn berührt: dass sie eine Sünderin ist. Da antwortete ihm Jesus und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister!

Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, schenkte er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben?

Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr geschenkt hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast recht geurteilt. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser für die Füße gegeben; sie aber hat meine Füße mit ihren Tränen benetzt und sie mit ihren Haaren abgetrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben; sie aber hat, seit ich hier bin, unaufhörlich meine Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haupt mit Öl gesalbt; sie aber hat mit Balsam meine Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der liebt wenig. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben.

Da begannen die anderen Gäste bei sich selbst zu sagen: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!

(Lk 7, 36-50)


Liebe Schwestern, liebe Brüder,

wir zeigen uns gerne von unserer besten Seite, wollen gerne etwas vorweisen. Denn gut ankommen, Stärke zeigen – heißt Anerkennung, Respekt, Aufmerksamkeit zu bekommen, ja irgendwie geliebt zu sein.

Das Christentum ist aber etwas anderes.
Die Geschichte aus dem heutigen Evangelium verdeutlicht es. Die Sünderin kann sich nicht täuschen, sie erntet Verachtung und Spott für ihre Weise zu leben, wahrscheinlich schämt sie sich sogar vor sich selbst. Sie hat nichts, keine Argumente mit denen sie sich verteidigen könnte. Sie hat aber eines, etwas, was absolut entscheidend ist – die Liebe. Sie weiß, wer vor ihr steht, sie weiß, er ist ihr Retter und sie liebt ihn. Die Frucht dieser Liebe ist seine Vergebung.

Liebe Schwestern, liebe Brüder, das ist der Kern des Christseins; es ist nicht unser Bestreben nach der Perfektion, es ist ein Empfangen der Liebe und der Vergebung Gottes. Wer diese Art der Liebe gekostet hat, wird auch vergeben, wird wirklich lieben können.

Wir stehen heute wie die Frau aus dem Evangelium vor Christus.
Was möchten wir ihm geben? Er will nur eines – unsere Liebe.

Pfarrvikar Leszek Bartuzi


Bildquelle: commons.wikimedia.org

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