Der Jugendchor von St. Josef in rbbKultur und in der ARD

Der Jugendchor von St. Josef in rbbKultur und in der ARD

Am 16. Mai wurde zum zweiten Mal in diesem Jahr der Sonntagsgottesdienst aus St. Josef bei rbbKultur übertragen.
Trotz wenig Vorbereitungszeit, da Gesangsproben derzeit nur sehr eingeschränkt möglich sind, konnte eine kleine Gruppe unseres Jugendchores diesen Rundfunkgottesdienst mit wunderschönem Gesang mitgestalten. Pandemiebedingt durften nur 6 Sängerinnen und Sänger mitwirken, das ist leider schon die Maximalzahl für das gemeinsame Singen im Innenraum.

Einen Tag später bekam ich von Joachim Opahle, dem Rundfunkbeauftragten des Erzbistums, einen Anruf mit der vorsichtigen Anfrage, ob unsere kleine Chorgruppe spontan am Pfingstmontag im ARD-Fernsehgottesdienst singen könne, das eigentlich fest eingeplante Gesangsemble musste kurzfristig absagen.
So begann eine Woche intensiver Organisationsarbeit, immerhin musste nicht „nur“ alles für den Fernsehgottesdienst vorbereitet werden, sondern dafür gesorgt werden, dass auch in St. Josef das Hohe Pfingstfest kirchenmusikalisch, livestream- und tontechnisch gut organisiert ist. Ausdrücklich gedankt sei an dieser Stelle allen, die dabei mitgeholfen haben und auch sonst immer wieder bereit sind, zu helfen.

Der Fernsehgottesdienst am Pfingstmontag wurde aus der großen Kirche St. Bonifatius in Kreuzberg übertragen.
Berlin-Kreuzberg und Pfingsten, das heißt eigentlich in Nichtpandemiezeiten auch Karneval der Kulturen: viele Sprachen, Musik, Kunst, Kleidung, Lebensart aus unterschiedlichen Kulturen unserer Welt, alle vereint.
Dieser Idee folgte die gesamte Gestaltung des Gottesdienstes, durch ausgewählte Texte, durch die Dialogpredigt von Pfr. Oliver Cornelius und Pastoralreferentin Carla Böhnstedt, durch die Musik und auch durch die visuelle Gestaltung, die natürlich stark auf die Fernsehübertragung abgestimmt war.

Musikalisch wurde die pfingstliche Vielfalt der Sprachen und Kulturen durch Musik von drei Orten und von unterschiedlicher Art deutlich.
Einzug und Auszug wurden durch mächtige Orgelimprovisationen des Kirchenmusikers Stefano Barberino an der großen Orgel begleitet.
Gegenüber, im Altarraum, spielte ein fantastische Band unter der Leitung von Stefan Flügel. Besonders beeindruckend empfand ich deren moderne Interpretation des uralten Textes der Pfingstsequenz (um 1200), die Bestandteil der Dialogpredigt war.

Unser reduzierter Jugendchor hatte zwei Aufgaben zu erfüllen. Einerseits sollte durch ihn die Kirchengemeinde repräsentiert werden, die durch Maskenpflicht nicht nur schlecht zu erkennen, sondern bei den Gemeindeantworten eben auch schlecht zu verstehen gewesen wäre. Die zweite Aufgabe war natürlich das Singen. Durch die Stückauswahl, die eine Mischung aus modernen Jugendchorgesängen und aus teils mehrstimmig gesungenen Gotteslobliedern war, vermittelte der Jugendchor musikalisch-stilistisch zwischen der traditionell-klassischen und der durch Pop und Mainstream beeinflussten Kirchenmusik.

Zweimal mussten wir nach Kreuzberg „reisen“.  Am Sonntag, dem Tag der Sound- und Bildchecks ging es gemeinsam um 7 Uhr los vom S-Bahnhof Köpenick. In St. Bonifatius verging dann die Zeit bis 13 Uhr recht schnell: Coronatest, kurzes Einsingen, Probenmöglichkeit, Durchlaufprobe mit Auswertung und kleinen Korrekturen seitens der Regie.

Am Tag der Gottesdienstübertragung waren wir um 8.30 Uhr vor Ort. Nach erneutem Coronatest konnten wir noch einmal alles in Ruhe proben. Danach ging es in die Maske, die bei Fernsehproduktionen immer obligatorisch ist, da Scheinwerferlicht immer einen zu starken, fettig wirkenden Glanz auf der Haut erzeugen kann.
Frisch gecremt und gepudert hatten wir noch eine kurze Ruhepause, bevor der Gottesdienst begann.
Die St. Bonifatiuskirche wirkte etwas wie ein riesiges Fernsehstudio, 6 Kameras, gefühlt 100 Scheinwerfer, unzählige Mikrofone und Kabelstränge. Durch ihre Größe und auch durch die besonders ausgeklügelte Ausleuchtung, die die liturgische Farbe Rot besonders betonte, blieb trotzdem das Gefühl, in einem wunderschönen Kirchenraum Gottesdienst feiern zu können.
Leicht aufgeregt aber gut konzentriert und mit dem Bewusstsein, es kommt bei so einer kleinen Gruppe wirklich auf jeden Einzelnen an, begann der Gottesdienst mit ca. 100 Menschen in der Kirche und knapp 750.000 Zuschauern der Fernsehübertragung.
Durch diese Mischung aus Spannung, Konzentration und Verantwortungsbewusstsein konnten wir ohne Pannen und ohne Schwierigkeiten unsere liturgisch-musikalischen Aufgaben meistern.

Auf der Rückfahrt wurde natürlich sofort das Datenvolumen sämtlicher Smartphones strapaziert, um schon einmal einen Blick und ein Ohr auf den ARD-Livestream werfen zu können, denn keiner von uns wusste natürlich vorher, wie alles es dann wirklich im Fernsehen ankommen wird. Eine kuriose Situation: Jugendliche in der U6 schauen auf ihren Smartphones begeistert eine Fernsehübertragung einer katholischen Messe. Ein paar verwunderte Blicke unserer Mitfahrer haben wir kassieren müssen.

Zufrieden, stolz, dabei gewesen sein zu dürfen und mit jeder Menge Zuspruch und Lob im Gepäck erreichten wir Köpenick und freuen uns nun auf neue Gesangsprojekte in unseren Gemeinden, hoffentlich bald wieder in voller Chorstärke.

Tobias Segsa, Kirchenmusiker

Der Gottesdienst ist in der ARD-Mediathek abrufbar:
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/kirchliche-sendungen/videos/katholischer-gottesdienst-zum-pfingstmontag-video-108.html

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