Petro Werhun | Geistlicher Impuls | 08.02.2023

Petro Werhun | Geistlicher Impuls | 08.02.2023

Am 7. Februar gedenken wir des seligen Petro Werhun – eines ukrainischen Priesters (Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, UGKK) und Märtyrers. Als Ukrainer möchte ich gerne die Gelegenheit nutzen und über ihn schreiben, zumal der Geistliche während des Zweiten Weltkriegs für die Ukrainer in Deutschland zuständig war. In einer US-amerikanischen Tragikomödie „Forrest Gump“ aus dem Jahre 1994 hieß es: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt“. Dieses Zitat ist meines Erachtens für seinen Lebenslauf ganz passend.

1890 geboren und aufgewachsen im damals österreichischen Lemberg, absolviert er das ukrainische Gymnasium. Im Anschluss daran dient er als Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach dessen Ende schließt er sich der ukrainischen Armee in Galizien an, um die Freiheit der Ukraine von der nun polnischen Besatzung zu erlangen. 1920 gerät er in polnische Gefangenschaft. Später gelingt es ihm, sich selbst durch die Flucht nach Deutschland zu retten. Zu dieser Zeit trifft Werhun die Entscheidung, Priester zu werden. Als Studienort hat er die Ukrainische Freie Universität in Prag ausgewählt, wo er sich 1926 zum Doktor im Fach Kirchengeschichte promoviert hat. Ein Jahr später wurde in Lemberg zum Priester geweiht.

1927 wurde er als Seelsorger für die Gläubigen der UGKK nach Berlin geschickt, wo er über Jahre hinweg in der Pfarrei Heilige Familie im Bezirk Prenzlauer Berg wirkte. Durch seine zahlreichen Vorträge und Veröffentlichungen in vielen Kirchen und Priesterseminaren setzte er sich für die Bekanntmachung der byzantinischen Liturgie innerhalb der katholischen Kirche ein. 1939 konnte ein Ausweisungsbefehl dank der Bemühung des päpstlichen Nuntius verhindert werden. 1940 errichtete der Papst Pius XII. die Apostolische Administratur für die katholischen Ukrainer in Deutschland und ernannte Petro Werhun zum Apostolischen Visitator. Von nun an war er für die Seelsorge aller Ukrainer des byzantinischen Ritus zuständig. Vielerorts gründete er mehrere Pfarreien und errichtete sogar ukrainische Schulen in Hamburg und Bremen. Ein weiteres Anliegen war ihm, notleidende Familien ukrainischer Zwangsarbeiter in vielerlei Hinsicht zu unterstützen, wodurch er ins Visier von Gestapo geriet. Zum Kriegsende hin wurde ihm dringend empfohlen, vor der anrückenden Roten Armee zu fliehen. Er beschloss jedoch in Berlin zu bleiben, um weiter seinen Landsleuten zu dienen. Am 22. Juni 1945 haben ihn die Sowjetsoldaten verhaftet wegen angeblicher Kollaboration mit Nazis. Daraufhin wurde er zu acht Jahren Zwangsarbeit im Straflager Taischet beim Bajkalsee verurteilt. Nach der Verbüßung wurde er nicht freigelassen, sondern nach Angarsk verbannt. In dieser sibirischen Verbannung starb er am 7. Februar 1957 an den Folgen der Zwangsarbeit. 

Am 27. Juni 2001 wurde Petro Werhun vom Papst Johannes Paul II. im Rahmen dessen Pastoralbesuchs in der Ukraine zusammen mit 26 anderen ukrainischen Märtyrern seliggesprochen.

Soldat, Kriegsgefangener, Flüchtling, Doktor Theologie, Wissenschaftler, Seelsorger, Verbannter und zuletzt Märtyrer – das alles ist der seliggesprochene Petro Werhun gewesen. Dabei ist er Gott, seiner Kirche und seinen Landsleuten bis zum Ende seines Lebens treu geblieben.

Herzlichen Glückwunsch allen, die heute Namenstag oder Geburtstag haben!

Yaroslav Kryzhanovskyy, Pastoralassistent


Titelbild: Petro Werhun in Ökumenischer Arbeitskreis Prenzlauer Berg Petro Werhun – Ökumenischer Arbeitskreis Prenzlauer Berg (oeak.de)

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