Gottvertrauen und Gelassenheit | Geistlicher Impuls | 16.06.2021

Gottvertrauen und Gelassenheit | Geistlicher Impuls | 16.06.2021

„Nachtzug nach Lissabon“. Dieses Buch von Pascal Mercier hatte ich mir eigentlich nur mal gekauft, weil mich der Titel, der Name der Stadt und die einführenden Worte ansprachen. Im Kern geht es zu um eine Reise auf verschiedenen Ebenen mit wesentlichen – auch philosophischen – Themen wie Beziehung und Freundschaft. 

Sätze wie „Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist – was geschieht mit dem Rest?“ inspirierten mich selbst darüber nachzudenken, was das Leben, meine Beziehungen und Freundschaften eben ausmachen. Natürlich ist man damit nie am Ende…

Am vergangenen Sonntag ging es im Evangelium um einen Sämann, vom dem Jesus seinen Zuhörern erzählt, der alles tut, was er kann und weiß, aber der sich dann in Geduld üben muss, dass alles zu seiner Zeit eben wächst. Als Glaubende sagen wir dann oft, dass Gott seinen Teil schon tun wird. Manches haben wir eben nicht in der Hand…

Für gelingende Beziehungen und Freundschaften können wir alles Mögliche tun, aktiv sein und alle unsere Kraft investieren, aber dann müssen wir eben auch „wachsen lassen“. Mit eigener Macht, Kraft und noch so großer Energie und Phantasie kommen wir dennoch schon mal an Grenzen. 

Kennen wir das nicht, dass wir Mut zu den kleinen Schritten brauchen, besonders in unserer Zeit, wo vieles immer nur „Groß“ daherkommt und Eindruck machen möchte und dann Glück, Freude und Erfolg verspricht, schnell zu haben ist?

Im „Nachtzug nach Lissabon“ heißt es da zum Beispiel: „Es ist ein Irrtum zu glauben, die entscheidenden Momente eines Lebens müssten von lauter und greller Dramatik sein. In Wahrheit sind die dramatischsten Erfahrungen unseres Lebens oft von unglaublich leiser Art, von wundervoller Lautlosigkeit.“

So wünsche ich, dass wir uns in unseren Beziehungen, in unseren Freundschaften und auch unseren Projekten in Geduld üben, unseren Teil mit bestem Wissen & Können tun, ja, aber auch gelassen bleiben, uns nicht verzetteln, sondern ein wenig mehr Gottvertrauen haben.

Ihr Mathias Laminski,
leitender Pfarrer der Pfarrei St. Josef

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