Gott nicht vergessen | Geistlicher Impuls | 03.02.2021

Gott nicht vergessen | Geistlicher Impuls | 03.02.2021

Den heutigen dritten Februar begeht die Kirche als den Gedenktag des heiligen Blasius. Dieser Tag hat mit den gekreuzten Kerzen beim Blasiussegen seine ganz eigene liturgische Tradition. Im Blasiussegen erbitten wir Beistand und Heilung im Falle von Krankheit. Hintergrund dieser Anrufung ist die Erzählung, dass der heilige Blasius, als er in Gefangenschaft sein Martyrium erwartete, einen jungen Mitgefangenen davor rettete, an einer verschluckten Fischgräte zu ersticken. Eine Situation, die als so bedrohlich angesehen wird, dass die Rettung daraus als Wunder gilt.

Schwierig an der Geschichte des heiligen Blasius ist, wie bei allen anderen Erzählungen von wundersamen Heilungen durch göttlichen Beistand auch, dass wir, auch wenn wir an diese Glauben, daraus nicht den Umkehrschluss ableiten dürfen, göttlichen Beistand als Methode zu empfehlen mit Krankheit umzugehen. Dies ist brandaktuell, wenn ich mich daran erinnere, dass Mitchristen verschiedenster Konfession erklärten, in ihren heiligen Räumen könne keine Ansteckung mit dem Virus passieren. Viel problematischer finde ich den weiteren Schluss, in Krankheit dann die Abwesenheit Gottes erkennen zu wollen. Das letztlich Beeindruckendere war an diesen Erzählungen daher für mich nicht die Heilung im medizinischen Sinne, ohne dass ich diese, wie ich ausdrücklich versichern möchte, in den jeweiligen Erzählungen, so auch in der Geschichte des heiligen Blasius, bestreiten oder in Zweifel ziehen möchte. Die Rettung in einer so verzweifelten Lage, in der sich der junge Mitgefangene des heiligen Blasius befand, mag bei den damaligen medizinischen Kenntnissen und Fähigkeiten vielleicht nicht anders als durch göttlichen Beistand erklärbar gewesen sein. Für mich zeigt sich der göttliche Beistand aber vor allem in etwas anderem.  Der heilige Blasius wird gewusst haben, dass ihn der Tod durch Hinrichtung erwartet. Auch die Bedingungen seiner Gefangenschaft werden sehr hart, sogar grausam gewesen sein. Dazu kommt, dass er sich keines Unrechts bewusst war, das eine Bestrafung rechtfertigen könnte. Diese Härte, die er gegen sich selbst erlebte, hat ihn aber nicht gegen die Not anderer verhärten lassen. Eine solche Verrohung, dass wer selber leidet, auch das Mitleid mit anderen verliert, ist unter Menschen häufig zu beobachten, bis hin zu vollständiger Abstumpfung.

Wenn aber ein jeder Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist, dann kann darin ein Vergessen Gottes gesehen werden. Das Mitleid mit einem Mitmenschen eben nicht zu verlieren, in einer Situation, in welcher der Heilige Blasius selber bis hin zur brutalen Ermordung kein Mitleid erwarten konnte, das kann ich mir nur durch göttlichen Beistand erklären. Auf die Gefangenschaft folgte beim heiligen Blasius die Hinrichtung. Möglicherweise geht es seinem jungen Mitgefangenen nicht besser. Vielleicht folgt auch auf seine Rettung die baldige Hinrichtung. Vielleicht sitzt er auch alles andere als unschuldig im Gefängnis. Beides lässt den heilige Blasius keinen Augenblick daran zweifeln, dass es sich bei seinem Mitgefangenen um ein nach dem Ebenbild Gottes geschaffenen Mitmenschen handelt, dessen Leben es, wie jedes andere Leben auch, immer wert ist gerettet zu werden. Das Gedenken der Heiligen soll immer dazu aufrufen diese zum Vorbild zu nehmen. Der heilige Blasius ist Vorbild nie zu vergessen, dass ein jeder Mensch Ebenbild Gottes ist auch dann nicht, wenn mir selber schlimmes widerfährt oder seine Rettung nicht von Nutzen scheint und nie zu vergessen, dass es daher kein Leben gibt, das es nicht Wert wäre gerettet zu werden. Sein Vorbild ruft uns auf Gott niemals zu vergessen.

Ihr Daniel Tinten


Image: Johannes Wiesmann
In: Pfarrbriefservice.de

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