Geistlicher Impuls – 07.10.2020 – Atem holen – oder auch: Ab an die frische Luft

Geistlicher Impuls – 07.10.2020 – Atem holen – oder auch: Ab an die frische Luft

Der Sommer neigt sich nun endgültig dem Ende zu und wir sind wieder viel in geschlossenen Räumen. Oft herrscht dort wörtlich und im übertragenen Sinne „dicke“ Luft. Da kann es helfen, raus zu gehen, zu laufen oder spazieren zu gehen. Es ist eine Unterbrechung, eine Verlangsamung. Ich nehme mir Zeit für mich oder wir nehmen uns Zeit für uns. Unterwegs sein, Abstand gewinnen, eine neue Perspektive einnehmen, zur Ruhe kommen, Gedanken austauschen – vieles kann passieren, wenn ich alleine oder mit anderen an der frischen Luft bin.

Ich war mit Alexander unterwegs, hier in Köpenick – an der Wuhle.

Vom S-Bahnhof Köpenick in Richtung der Alten Försterei trifft man auf die Wuhle, die von Ahrensfelde bis in die Spree fließt. Der Wuhlewanderweg weist einem den gesamten Weg von der Quelle bis zur Mündung.

Angenehme eineinhalb Stunden kann man vom S-Bahnhof spazieren gehen und über Gott und die Welt nachdenken.

Nach 3 Kilometern sieht man auf beiden Ufern der Wuhle große blaugraue Schilder. Ich hab´ mich mal gefragt, wozu sie sind.

An diesem Ort wurden im 2. Weltkrieg von 1940-1942 französische Kriegsgefangene und von 1943-1945 Ukrainer und Russen in Holzbaracken untergebracht. Sie alle wurden gezwungen für Berliner Unternehmen zu arbeiten. Dieses Zwangsarbeiterlager heißt „Lager Kaulsdorfer Straße 90“ und war das größte von mindestens 30 anderen in Marzahn-Hellersdorf, zeitweise wurden hier bis zu 2.000 Menschen untergebracht. Nach der Befreiung der Insassen durch die Rote Armee standen die Baracken leer und wurden erst viel später durch Backsteinbauten ersetzt und man nutzte sie als Gewerbe und Wohnraum. Seit 2013 stehen Informations- und Erinnerungstafeln auf der anderen Seite der Wuhle und vor der übrig gebliebenen letzten Baracke 92B, auf denen die Geschichte und die Leiden der Insassen dieses Zwangsarbeiterlagers erzählt werden.

Heute ist diese letzte Baracke ein privates Haus unter Denkmalschutz und wird normal bewohnt.

Ich finde es gut, wenn es Orte wie diese gibt, an denen an vergangene Geschichte im Kleinen erinnert wird.

Der Weg entlang der Wuhle lässt sich ebenso gut mit dem Fahrrad fahren und man kann nach Belieben die Strecke variieren.

Nach einer Zeit draußen komme ich wieder zurück in die Anforderungen des Alltags – vielleicht mit neuen Ideen und oder Einsichten, erfrischt, endstresst … verändert.

Es gibt ein Sprichwort:

„Als Gott die Zeit schuf, hat er von Eile nichts gesagt.“

Nehmen sie sich die Zeit, alleine, als Paar oder mit der Familie nach draußen zu gehen. Frische Luft zu tanken, die kleinen Schönheiten und Geschichten am Weg zu entdecken und so beschenkt wieder Heim zu kehren. (Und dann eine heiße Tasse Kaffee, Tee oder Kakao zu trinken.)

Ihr Alexander Ignaszewski
und
Ihr Christoph Dähnrich

Menü schließen