Gedenken an Rudolf Mandrella am 03.09. um 16.00 Uhr am Mandrella-Platz in Köpenick

Gedenken an Rudolf Mandrella am 03.09. um 16.00 Uhr am Mandrella-Platz in Köpenick

Das Urteil: Wehrkraftzersetzung

Foto: Ökumenisches Heiligenlexikon

Juliane Bittner Tag des Herrn

Kirche, Vereine und Stadtbezirk erinnern am 3. September in Berlin-Karlshorst an einen Katholiken, der wegen seiner offenen Worte gegen den Nationalsozialismus vor 80 Jahren hingerichtet wurde: Rudolf Mandrella.

Bereits 1947 wurde der Platz am Köpenicker Amtsgericht, in dem Rudolf Mandrella von 1938 an als Amtsgerichtsrat gearbeitet hatte, in Mandrellaplatz umbenannt. Zu DDR-Zeiten wurde dort eine Gedenktafel zu Ehren des tief religiösen Familienvaters aufgestellt, der 1943 im Zuchthaus Brandenburg-Görden durch das Fallbeil starb. Die Kirche ehrte den tief religiösen Familienvater 1999 mit der Aufnahme in das Martyrologium des 20. Jahrhunderts.

Am 6. März 1902 wurde Rudolf Mandrella in Auschwitz geboren. Intelligent und ehrgeizig, schloss er das Gymnasium mit besten Noten ab. 1923 begann er in Berlin ein Jurastudium und beendete es erfolgreich. 1936 heiratete er. Rudolf und Maria Mandrella wohnten in Berlin-Karlshorst in der Königswinterstraße 24. In der Karlshorster Pfarrkirche St. Marien wurden ihre drei Söhne getauft.

Im Stettiner Kreis Gleichgesinnte gefunden

Bedingt durch sein geschultes Rechtsempfinden lehnte er Theorie und politische Praxis des Nationalsozialismus entschieden ab. Um einer befürchteten Einberufung zur Wehrmacht zuvorzukommen, meldete er sich 1941 zur Marine. Als Intendanturrat nach Stettin versetzt, nahm er dort Kontakt zur Pfarrei auf und traf so Kaplan Herbert Simoleit. Voller Freude, im „Stettiner Kreis“ regimekritische Gleichgesinnte zu treffen, wurde er einer der Gesprächspartner. Dass in diesem Kreis ein Gestapo-Spitzel eingeschleust war, der alle Äußerungen protokollierte, erkannte auch Rudolf Mandrella zu spät. In der Nacht vom 4. zum 5. Februar 1943 wurde er verhaftet. Das Reichskriegsgericht in Dessau verhängte am 12. Mai 1943 die Todesstrafe wegen „Wehrkraftzersetzung“.

Im Untersuchungsgefängnis Berlin, Lehrter Straße, verbrachte Rudolf Mandrella die letzten Monate seines Lebens in Einzelhaft. Da ihm, dem Todeskandidaten, eine Schreibmöglichkeit gewährt wurde, führte er Tagebuch. Es ist ein erschütterndes Dokument seines inneren Ringens um Glaube und Hoffnung. Im Angesicht des Todes beginnt er, mit bisher ungekannter Intensität, im Neuen Testament zu lesen. „Mein kleines Bändchen vom Neuen Testament ist mir lieb geworden“, schreibt er. „Ich nehme es manchmal abends, wenn ich ins Bett gestiegen bin, vom Tisch in die Hand. Es ist mir, als ob ich die Hand eines Freundes ergreife.“ Das Betrachten der Heiligen Schrift stärkt auch seinen Zugang zum Gebet. Er betet den Rosenkranz; er betet den Kreuzweg. Im Blick auf die bevorstehende Hinrichtung notiert er: „Ich glaube, ich werde reif für den Sinn der Welt.“

Über seinen inzwischen fünfjährigen Ältesten schrieb er: „Das Band zu Michael ist voll der schönsten Erinnerungen meines Lebens. Wie gern ging ich mit ihm im Winter durch die Dunkelheit. Ich fasste seine kleine Hand und sagte, ich habe mich verlaufen, und er versuchte, mich dann richtig zu führen … Ich kann mich an nichts Schöneres im Leben erinnern. Warum kann ich ihm und den anderen nicht Freund und Führer sein in das Leben, in das sie schreiten werden? Ich werde den Herrn und ihren Schutzengel bitten, vor allem St. Michel, dass er mich in besonderer Weise ersetzen soll.“

Gottvertrauen im Angesicht des Todes

Am 25. August 1943 enden die Tagebuchaufzeichnungen Mandrellas, am 28. August durfte ihn seine Frau zum letzten Mal besuchen. Sechs Tage später wurde er zur Exekution nach Brandenburg gebracht. Der Abschiedsbrief, den er am Tage der Urteilsvollstreckung seiner Frau schreibt, macht deutlich, wie durch das Leid sein Vertrauen auf Gott gewachsen ist: „Meine geliebte Maria! Wenn ich Dich nun nicht mehr hier sehe, so weiß ich doch, dass wir uns droben wiedersehen werden. Der Gedanke daran macht mich ruhig, fast heiter. (…) Wenn Du kommunizierst, denke an mich. Es ist auch die mystische Gemeinschaft, die auch nach dem Tode zwischen uns fortbestehen wird. Ich bete, dass Gott die Kinder segne. Erziehe sie zu aufrechten, wackeren, freudigen Männern und Christen. (…) Wenn die Kinder groß sind, sage ihnen, ich habe sie sehr geliebt. Sie waren nach Dir mir das Liebste auf der Welt. Es küsst Dich in aller Liebe, in menschlicher und göttlicher – Dein Rudi.“

Ein Gottesdienst im Gedenken an Rudolf Mandrella beginnt am 3. September, 9.00 Uhr, in der katholischen Marienkirche Berlin-Karlshorst, Gundelfinger Straße 37. Mit der Kirchengemeinde gestalten auch die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin, die Intiative Stolpersteine Karlshorst, der örtliche Bund der Antifaschisten und der Demokratie-Förderverein Licht-Blick den Gedenktag mit.

Um 11.00 Uhr findet eine Gedenkfeier am ehemaligen Wohnhaus Mandrellas in der Königswinterstraße
24 in Karlshorst statt, um 16.00 Uhr am Mandrella-Platz in Köpenick.

Quelle der Zitate:
Ursula Pruß: Rudolf Mandrella
In: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 1, 3. Auflage; Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001

Foto Beitragsbild: OTFW, BerlinEigenes Werk

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