Impuls für den Tag – 23.05.2020 – Da sagte Maria:
byzantinische Mariendarstellung im Chora-Kloster in Istanbul

Impuls für den Tag – 23.05.2020 – Da sagte Maria:

Liebe Gemeinde,
auch heute am 23. Mai, im Marienmonat soll die Gottesmutter noch einmal Thema des musikalischen Impulses sein.
Die Evangelisten überliefern uns nur sehr wenig wörtliche Rede der Maria. Tatsächlich sind uns nur 6 Zitate biblisch überliefert.
Zwei biblische Begebenheiten, in denen sie wortwörtlich zitiert wird, sind Thema der heutigen Musikbeispiele.

Mit dem ersten Beispiel möchte ich Ihre Hörgewohnheiten etwas herausfordern. Ich nehme Sie dabei mit auf eine Reise ins benachbarte Luxemburg und auf eine Zeitreise ins Jahr 2004.
Wir damaligen Studierenden der Fachrichtungen Kirchenmusik und Orgelimprovisation der UdK-Berlin reisten auf Einladung des dortigen Freundeskreis der Orgel gemeinsam mit unserm Professor für Orgelimprovisation Wolfgang Seifen in die kleine luxemburgische Stadt Düdelingen (Dudelange), um in der dortigen Pfarrkirche St. Martin eine fantastische Orgel der Firma Stahlhut kennenzulernen und um sie in Gottesdienst und Konzert zu spielen.

In diesem Konzert spielte ich in sehr expressiver und zeitgenössischer Klangsprache Betrachtungen über die Begegnung Mariens mit dem Engel Gabriel (Lk 1,26–38).
(Ich bitte die Klangqualität, vor allem die, der gesprochenen Texte, zu entschuldigen. Wir bedienten uns einer sehr einfache Aufnahmetechnik und die Kirche ist riesengroß.)

Die Verkündigung (vier betrachtende Orgelimprovisationen)

I Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.

II Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

III Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.  Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.  

IV Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.


Die zweite biblische Begebenheit, in der Maria in herausragender Weise wörtlich zitiert wird, ist noch einmal, wie im Impuls vor zwei Wochen, die Begegnung mit ihrer Base Elisabeth, in der Maria in jubelnder Freude Gott mit den Worten „Meine Seele preist die Größe des Herrn“ preist und uns im „Magnificat“ ein wunderbares Lied zum Lobe Gottes gibt.
Dietrich Bonhöffer, der evangelische Theologe und Märtyrer nennt das Magnificat das „leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen revolutionärste Adventslied, das je gesungen worden ist. Es ist nicht die sanfte, zärtliche, verträumte Maria, …, sondern es ist die leidenschaftliche, hingerissene, stolze, begeisterte Maria, die hier spricht.“

Der Chor von St. Josef singt eine lateinische Magnificatvertonung eines unbekannten Komponisten des 17. Jahrhunderts. Die Aufnahme stammt aus dem Konzertmitschnitt des Adventskonzertes vom 15.12.2019.
Chor von St. Josef
Solostimmen: Sopran: Beatrix Zimmer, Josefine Spengler | Alt: Maren Sonnenberg, Claudia Rademacher | Tenor: Clemens Walkowiak | Bass: Horst Heuter
Violinen: André Soares, Svenja Puchta | Viola: Ulrich Burkhardt | Violoncello: Barbara Alge | Kontrabass: Patrick Orlich | Cembalo: Niklas Krüger

In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.  Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.


Seien Sie herzlich gegrüßt,
Tobias Segsa, Kirchenmusiker

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