Morgenworte von Pfr. Laminski im rbb / hier unten zu lesen

Morgenworte von Pfr. Laminski im rbb / hier unten zu lesen

Auf den rbb-Hörfunkwellen wird Pfr.M.Laminski in der Woche vom 23. bis 28.9.2019 wieder die „Worte für den Tag“ sprechen. Und zwar um 5.50 Uhr auf „Radio Berlin 88,8“ dann auf „Kulturradio“ um 6.45 Uhr und schließlich um 9.10 Uhr auf „Antenne Brandenburg“. Hören Sie doch einfach mal rein…

Vielleicht möchten Sie eine der 6 Ansprachen von 2018 mal lesen, dann geht es hier unten im Artikel gleich weiter… Und falls Sie die Ansprachen von 2017 und /oder 2018 zugeschickt bekommen möchten, dann schreiben Sie einfach an unser Pfarrbüro.

 

 

Montag, 23.9.            Der Balken in meinem Auge

Ein junges Paar zieht in eine neue Nachbarschaft. Beim Frühstück am nächsten Morgen schaut die junge Frau aus dem Fenster und sieht ihre Nachbarin draußen beim Aufhängen der Wäsche. „Die ist nicht sehr sauber“, sagt sie zu ihrem Mann. „Sie weiß wahrscheinlich nicht, wie man richtig wäscht. Vielleicht braucht sie ein besseres Waschmittel.“  Ihr Mann sieht zu und bleibt ruhig. Jedes Mal, wenn ihre Nachbarin ihre Wäsche aufhängt, um sie zu trocknen, gibt die junge Frau die gleichen Kommentare von sich.  Jedes Mal findet sie, dass die Wäsche nicht besonders sauber ist.

Einen Monat später ist die Frau überrascht, als sie eine schöne saubere Wäsche auf der Leine zu sehen bekommt und sagt zu ihrem Mann: „Schau mal, sie hat endlich gelernt, wie man richtig wäscht. Ich frage mich, wer ihr das beigebracht hat?“ Darauf entgegnet ihr Mann trocken: „Heute morgen bin ich früh aufgestanden und habe unsere Fenster geputzt.“

Diese Episode erzählt der brasilianische Schriftsteller Paulo Coelho. Sie zeigt mir:

Probleme entstehen manchmal dadurch, dass wir meinen, sie würden beim Nachbarn, beim anderen ihren Ursprung haben. Dabei reicht es oft einfach aus, einmal bei sich selber sauberzumachen.

Jesus sagt das einmal zu seinen Jüngern: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber im eigenen Auge bemerkst du nicht?!“

Wenn ich heute also Gefahr laufe, mich über diese Tatsache oder über jene Person zu ärgern, dann möge mir dieses Bibelwort und die nette Geschichte von Paulo Coelho helfen, dass ich mir zuerst an die eigene Nase fasse.

Ich habe einen lieben Freund, der einfach alles in der Welt versucht positiv zu sehen. Der fällt mir zuerst ein und ist mir dabei ein gutes Beispiel. Oft lächelt er einfach oder schweigt, wenn ich zu klagen beginne. Manchmal ist das tatsächlich die beste Antwort.

Viele von Ihnen sind gerade auf dem Weg zur Arbeit, in Richtung Innenstadt. Da kann das ja eigentlich schon beginnen: Die nervige Fahrerin vor Ihnen oder der drängelnde Fahrer hinter Ihnen sind ja auch „nur“ Menschen. Obwohl man von außen nur Blech sieht, aber es sitzt eben doch ein Mensch darin wie Sie und ich.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit.

 

 

 

 

 

Dienstag, 24. September      Unrecht in den Weg stellen

Gerade will ich mit dem Gottesdienst beginnen und stehe schon in der Sakristei bereit, da öffnet sich die Tür. Zwei ältere Frauen stürzen herein und suchen nach Verbandsmaterial. Eine der Damen berichtet, dass sie sich gerade auf dem Weg zur Kirche an der Bushaltestelle schützend vor eine Ausländerin gestellt hat, weil die von einer anderen Frau aus dem Nichts heraus aufgrund ihres anderen Aussehens beschimpft worden war. Die Wut auf Ausländer trifft die hilfsbereite Frau nun selber: beim Gerangel wird sie am Arm verletzt.

Nur wenige Minuten später im Gottesdienst kam das Evangelium von der Mutter, die Jesus eindringlich darum bittet, dass ihre beiden Söhne einst im Himmelreich die beiden besten Plätze erhalten sollten. „Nicht schlecht“, diese Mutter mit ihrer Forderung, dachte ich. Sie will das Beste für ihre Jungs und legt das mit großem Selbstbewusstsein dar. Die beiden Söhne scheinen nicht irgendwer zu sein. Doch Jesus erwidert, dass der, der wirklich groß sein will, der Diener aller sein muss. In der Welt ist das oft anders herum, aber wer ihm nachfolgen will, der muss sich über die Konsequenzen im Klaren sein. Ansehen und Macht sind sicher nicht der Maßstab für jene, die ihm folgen möchten.

In meiner Predigt bin ich dann auf den Zwischenfall draußen auf der Straße eingegangen. Wer sich schützend vor andere stellt, wenn denen Unrecht geschieht, handelt sicher im Sinne Jesu. Aber auch ohne religiösen Hintergrund: (…) Dass und wie diese zierliche ältere Dame sich da offensichtlichem Unrecht in den Weg stellte, verdient Hochachtung! Welch ein Mut, das waren meine Gedanken! Wie hätte ich reagiert? Hätte ich weggeschaut oder wäre einfach vorbeigegangen?

Ich wünsche uns allen, dass wir wachsam sind und aufstehen, wo Unrecht geschieht. Da kann ich unvorhersehbar und ganz plötzlich gefordert sein.

Dazu gehört auch, in Gesprächen, wo es um Missachtung und Respektlosigkeit gegenüber anderen geht, deutliche Gegenposition zu beziehen.

Der Apostel Paulus schreibt vor 2000 Jahren in einem Brief an eine Gemeinde, dass niemand sich über den anderen erheben soll, sondern den anderen höher achten soll als sich selbst. Eine zugegebenermaßen sehr anspruchsvolle Haltung…

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Tag.

 

 

 

 

Mittwoch, 25. September                          Mal wieder Danke sagen

Bevor ich als Pfarrer nach Köpenick kam, habe ich ein paar Jahre in Sozialprojekten für drogenabhängige Jugendliche in (…) Brasilien gearbeitet. Vor ein paar Monaten zog es mich wieder einmal dort hin. Meine Freunde dort haben für mich einen Paragliding-Flug von einem der Rio de Janeiro umgebenen Berge gebucht. Ich hatte selbst schon solchen Fliegern von den Stränden aus zugeschaut, natürlich nicht ohne mir zugleich zu sagen, so etwas niemals selbst zu unternehmen. Allein die Vorstellung verursachte schon Angstgefühle, da oben so herum zu schweben und keine letzte Sicherheit zu haben. Naja ! Letztlich wollte ich dann doch das Geschenk einlösen, konnte es ja wohl kaum verfallen lassen.

Dann kam der Moment! Angeschnallt und auf ein Wort meines „Tandem-Piloten“ hin rannten wir los, ins Leere. Von einem dieser wahnsinnig hohen Berge. Aber als wir dann so hoch oben durch die Lüfte glitten und die Natur, die Bergwelt, das Meer und die Strände bewunderten, kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Wie schön, einmal alles so aus dieser Perspektive zu sehen und ich war dankbar über dieses Geschenk und diesen wundervollen Perspektivwechsel. Es wurden herrliche Momente, die mir immer in Erinnerung bleiben werden.

Wie wunderbar ist doch diese Welt, in der wir leben dürfen. Viel zu wenig bin ich dankbar dafür. Für wie selbstverständlich nehme ich vieles an, was ich habe und nutzen darf und was mir diese Welt, mein Land und meine Stadt Berlin samt ihrem Brandenburger Umland alles bietet.

Bei allem stressigen Alltagsleben wünsche ich uns heute, einfach mal wieder DANKE zu sagen, statt zu klagen über einen zu spät eingetroffenen Bus oder einen Menschen, der mir – aus meiner Sicht natürlich – irgendetwas Schräges, Unpassendes sagte. Die Momente des Dankes sollten auf jeden Fall überwiegen.

Diesbezüglich sind mir übrigens Brasilianerinnen und Brasilianer auch oft Vorbilder, wie gelassen sie oft Stunden auf einen Bus warten, der sie nach getaner harter Arbeit spätabends wieder nach Hause bringen soll und nicht kommt. Wie gelassen sie an vollen Supermarktkassen stehen, warten und statt zu schimpfen, mit den anderen Anstehenden fröhlich und die Zeit nutzend ins Gespräch kommen.

Ich wünsche Ihnen allen einen angenehmen Tag mit einigen Momenten der Gelassenheit.

 

 

 

 

Donnerstag, 26. September                       Café sospeso

„Er kommt jede Woche um die Mittagszeit in dieses Café und geht zielstrebig an die Theke. Mit schmutziger Jacke und durchlöcherter Hose passt der Mann nicht in das Bild, das ansonsten von Businessmännern und –frauen beim Lunch bestimmt wird. Aber er wird nicht komisch angeschaut.

„Steht noch einer auf der Liste?“, fragt er mit verrauchter Stimme. Die Bedienung sagt freundlich: „Moment, ich schaue gerade einmal nach“, und verschwindet kurz. Wenig später kommt sie wieder und sagt: „Ja, Kaffee, Latte Macchiato oder ein doppelter Espresso.“ Der Mann entscheidet sich für den Kaffee und setzt sich an den Tisch. Mit beiden Händen wärmt er sich an der Tasse und genießt jeden Schluck seines „Caffé sospeso“.

 

„Caffé sospeso“ ist nichts anderes als gelebte Nächstenliebe. Die Idee stammt aus Italien, wo Kaffee quasi ein Grundnahrungsmittel ist. Es geht ganz einfach: Der Kunde bezahlt im Café nicht nur seinen eigenen Espresso, sondern zwei, drei weitere. Die kommen auf eine Liste und werden dann an Bedürftige weitergegeben. Einfach, aber wirkungsvoll. Durch das Internet verbreitete sich die Idee in den USA und seit einiger Zeit gibt es auch in Deutschland die Aktion „Suspended Coffee“, das heißt „aufgeschobener Kaffee“.

Ich finde die Idee klasse und dachte sofort daran, ob man die wohl bei uns in Berlin-Köpenick umsetzen könnte. Eigentlich ist es doch so simpel, unspektakulär und effektiv. Eine kleine revolutionäre Idee wäre das. Mit einem gespendeten Kaffee die Welt derer verändern, die es schwerer haben. Und denen, denen es finanziell besser geht, würde es nicht wehtun, aber sie würden etwas für ein besseres Miteinander tun. Und darum geht es ja schließlich bei der Nächstenliebe. Und tatsächlich gibt es in Berlin bereits mehr als ein Dutzend Cafés, die dabei mitmachen.

Wir sollen uns umeinander kümmern. Auf ganz natürliche Weise. Das ist nicht nur Aufgabe der Christen. Ich glaube, dass Gott jeden Menschen segnet, der sich um einen anderen Menschen kümmert.

Mit einem gespendeten Kaffee kann man wahrscheinlich nicht die Welt retten, aber ein heißer Kaffee kann in jedem Fall dafür sorgen, dass die Welt anders aussieht. Nämlich wärmer. Zumindest für eine Person und einen Moment.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

 

 

 

Freitag, 27. September                                Hoffnung wach halten

 

Ich saß mit einer älteren Dame im Garten neben unserer Kirche in Berlin-Köpenick, die direkt am Spreeufer liegt. Wir tranken einen Kaffee und sie erzählte mir wie glücklich sie sei. Viele Jahre lang hatte sie spärlich Kontakt zum eigenen Sohn und dessen Familie. Irgendwie schien der familiäre Faden angerissen zu sein.

 

Wir sprachen über eine Episode aus dem Neuen Testament, wo berichtet wird, dass Jesus einmal mit Petrus und den anderen Gefährten am See Genezareth weilt. Auf einmal sagt Jesus: „Fahr hinaus und wirf deine Netze aus!“ Petrus weiß ganz genau, dass man am Tag keine Fische fangen kann. Doch irgendwie vertraut er Jesus, deshalb antwortet er: „Herr, wir haben die ganze Nacht nichts gefangen, aber weil Du es mir gesagt hast, will ich hinausfahren.“ Was dann geschieht, kann Petrus nicht begreifen. Kaum hat er mit seinen Freunden das Netz ausgeworfen, ist es auch schon voller Fische. Die Jünger können es vor Freude kaum fassen, wie reich sie beschenkt wurden.

Und die ältere Dame neben mir sagte, dass sie gut verstehen könne, wie glücklich Petrus gewesen sein muss. Denn seit einiger Zeit bekommt sie vom Sohn und dessen Familie jeden Tag Fotos mit lieben Grüßen und anderen Zeichen der Zuneigung. Das hatte sie immer so sehr erhofft und darum gebetet. Bisher fühlte sie sich allein und manchmal etwas verlassen, nun fühle sie sich froh wie Petrus, der keine Hoffnung hatte, aber dennoch auf Jesu Wort hörte und reichlich beschenkt wurde.

Liebe Hörerinnen und Hörer,

Über diesen einfachen Glauben der älteren Dame war ich ganz überrascht. Wie sehr sie doch nie die Hoffnung verlor und dann so reich beschenkt wurde! Sie freut sich einfach und herzlich über die neu entstandene Beziehung zu ihrem Sohn und dessen Familie.

Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir die Hoffnung und vielleicht den Glauben nie verlieren, dass Familienbeziehungen oder alte Freundschaften doch wieder neu zum Leben erwachen können, wenn wir es nur wollen und erhoffen. Denn was wäre unser Leben ohne Familie, Freundschaften und ein gutes Netz an Beziehungen.

Ich wünsche ihnen einen schönen Tag.

 

 

 

Samstag, 28. September                             Pellkartoffeln mit Quark

 

„Vom Glück der Pellkartoffel“ – so lautet der Titel eines Buches. Darin heißt es: „Wofür stehen Pellkartoffeln? Fürs einfache Leben, aber auch für den einfachen Genuss: Eine schöne heiße Pellkartoffel, Butter und etwas Salz drauf – mhhh! Damit bekommt der Körper eigentlich alles, was er braucht: Wasser, Geschmack, Nährstoffe, Vitamine.

Das Bild der Pellkartoffeln steht in unserem Fall (…) für eine Einstellung, was wichtig ist im Leben.“

In dem Buch wird ein Beispiel beschrieben: „Was ist der Unterschied zwischen einer Essenseinladung bei uns zu Hause und einem perfekten Dinner, wie man es aus dem Fernsehen kennt? Wenn wir Freunde einladen, wollen wir Zeit mit ihnen verbringen, reden und lachen. Also den großen Raum bekommen die Gäste, nicht das Essen. Wir kochen deshalb, bevor die Gäste kommen, einen großen Topf Pellkartoffeln. In der Zwischenzeit bereiten wir einen köstlichen Kräuterquark dazu. Die Freunde kommen. Wir haben einen lustigen, gemütlichen Abend miteinander.“

Im Evangelium gibt es die schöne Erzählung von Maria und Marta. Jesus kommt als Gast in ihr Haus und Maria setzt sich, nimmt sich Zeit um Jesus zuzuhören. Marta, ihre Schwester wirtschaftet – ob des hohen Besuchs – im Haus herum und beschwert sich sogar noch, dass ihre Schwester ihr nicht behilflich ist. Jesus scheint auf Seiten Marias zu stehen, denn er betont, „Marta, Marta, deine Schwester hat das Bessere gewählt…“

Ich finde das eine interessante Story, die da im Haus der beiden Schwestern passiert und so super menschlich. Sie scheint wie aus dem Alltag gegriffen. Da sagt sich Besuch an und schon beginnt man zu überlegen, was man kochen soll. Die Gäste sollen sich wohlfühlen, also werden es sicher drei Gänge, dann die Einkaufsplanung, die Zeit des Kochens, was muss alles noch vorbereitet werden und so weiter…

Liebe Hörerinnen und Hörer, da denke ich, dass die (…) Geschichte mit den Pellkartoffeltopf beim Besuch von Gästen doch eine ganz nette Anregung ist. Warum also nicht, wenn sich der nächste Besuch ansagt, etwas ganz Einfaches anbieten. Denn am Ende eines solchen Abends zählt nicht, ob es ein großartiges Menü gab, sondern ob man wirklich miteinander ins Gespräch kam.

Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen allen.

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