Apostelin der Apostel | Geistlicher Impuls | 21.07.2021

Apostelin der Apostel | Geistlicher Impuls | 21.07.2021

Maria Magdalena – Apostelin der Apostel

Liebe Gemeinde,

für den heutigen Impuls möchte ich ein wenig auf meine Namenspatronin Maria Magdalena eingehen, deren Fest wir morgen begehen dürfen. Ich habe natürlich wegen meines Namens eine gewisse Affinität zu ihr, aber auch für alle Nicht-Magdalenas kann sie eine starke Fürsprecherin sein.Vielleicht sind für die/den eine/n oder andere/n ein paar neue Informationen dabei.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche!

Herzlich,

Magdalena Kiess

Ein bisschen enttäuscht war ich schon, als mir durch eine Hausaufgabe im Religionsunterricht der ersten oder zweiten Klasse Grundschule klar wurde, dass die Bedeutung meines Namens „die aus Magdala“ ist. Na toll. Andere hatten Zuschreibungen wie „die Schöne“, „der Prächtige“ oder „die Weise“ herausgefunden. Dabei war mir von meinen Eltern seit ich mich erinnern kann immer wieder mitgegeben worden, dass ich eine der größten und bedeutendsten Namenspatroninnen an meiner Seite wissen durfte: Eine der engsten Vertrauten Jesu, die sich auszeichnete durch größte Liebes- und Beziehungsfähigkeit, durch Treue und Durchhaltevermögen.

In Literatur und Kunst wird Maria Magdalena meist als reuige Sünderin dargestellt. Sie ist oft in rot gekleidet: Der Farbe der Liebe, aber ebenso der Farbe der Prostituierten. Ihr Attribut ist das Salbengefäß und sehr oft sticht sie auf Gemälden heraus durch ihr auffallend schönes, langes Haar.

Wenn man in der Bibel nach solch einer Maria Magdalena sucht, wird man feststellen, dass es sie so gar nicht gibt. Diese Interpretation als die Jesus salbende Sünderin entsteht erst im 5. Jahrhundert und setzt sich aus verschiedenen Frauenfiguren des Neuen Testaments zusammen.

Vor der Passionsgeschichte wird Maria Magdalena im Lukasevangelium erwähnt als eine Frau, die von sieben Geistern besessen und von Jesus geheilt worden war. Sie und weitere Frauen begleiteten Jesus ebenso wie die männlichen Jünger und unterstützen ihn zusätzlich mit ihrem Privatvermögen. Noch bis vor nicht allzu langer Zeit wurde gemeinhin interpretiert, dass die weiblichen Begleiterinnen Christus mit Tätigkeiten wie waschen, kochen, putzen unterstützt haben könnten. Heute gehen viele ForscherInnen davon aus, dass Jüngerinnen dieselben Aufgaben wie ihre Männlichen Kollegen bekleideten: Jesus nachfolgen, die frohe Botschaft verkündigen, sich den Kranken und Ausgestoßenen zuwenden und predigen – genau wie ihre männlichen Kollegen. Maria Magdalena war also wohl eine enge Vertraute Jesu und obendrein finanziell und familiär unabhängig. Sie ist eine der wenigen Frauen der Bibel, die nicht über ihre Zugehörigkeit zu einem Mann oder ihre Kinder, sondern über ihren Heimatort identifiziert wird. Magdala ist sehr wahrscheinlich das heutige Migdal am See Genezareth.

Ihre Darstellung als Sünderin erhält sie im Mittelalter durch die fälschliche Verquickung mehrerer Marias und der Interpretation der sieben ausgetriebenen Geister als sexuelle Begierden und moralische Verfehlungen. Biblisch belegbar sind diese Zusammenhänge nicht. Im Lukasevangelium wäscht eine eine Sünderin namens Maria Jesus mit ihren Tränen die Füße und salbt sie anschließend mit kostbarem Öl. Auch diese Frau muss also wohlhabend gewesen sein und war sich obendrein ihrer Schuld bewusst. Im Anschluss an diese Begegnung mit Jesus und der Sünderin ist von Magdalena die Rede. Die Versuchung lag nahe, diese beiden Figuren zusammenzubringen und miteinander zu verschmelzen, wie es etwa Papst Gregor der Große 591 in einer Predigt getan hatte. Zusätzlich dazu fließt in die Figur Maria, die Schwester Marthas von Bethanien ein, die im Markus-Evangelium Jesus ebenso die Füße salbt.

Während der Passion und am Ostermorgen kommt Maria Magdalena in den biblischen Erzählungen eine herausgehobene Stellung zu. Während die meisten anderen Jüngerinnen und Jünger fliehen, war sie stark genug, bei Jesus zu bleiben, als er verurteilt und hingerichtet wurde. Sie schaffte es, in seiner Not nicht von seiner Seite zu weichen, obwohl sie dadurch ihre eigene Verurteilung riskierte.

Drei Tage später war sie eine der ersten auserwählten Zeuginnen der Auferstehung. Im Johannesevangelium begegnet ihr Jesus selbst als Auferstandener am Grab, die anderen Evangelien erzählen von Engeln, die Maria Magdalena zusammen anderen Frauen erschienen. Sie erhält den Auftrag, den anderen JüngerInnen die Osterbotschaft zu erzählen. Diese Rolle als Verkünderin macht sie nicht nur zur Jüngerin, sondern zur Apostelin.

Bischof Hippolyt von Rom gab ihr im dritten Jahrhundert den Titel Apostola apostolorum – »Apostelin der Apostel« und im Dunstkreis der Gnosis war Maria durch ihre enge Beziehung zu Christus als Mittlerin zwischen dem irrbaren Menschen und der Weisheit Gottes eine zentrale Figur. Papst Johannes Paul II. griff ihren im Laufe der Jahrhunderte eher in den Hintergrund getretenen Apostelin-Status wieder auf, bevor Papst Franziskus im Jahr 2016 den Gedenktag der Maria Magdalena (22. Juli) zum Fest aufwertete und sie liturgisch damit den Aposteln endgültig gleichsetzte.

Maria Magdalena: Zwar hat ihr Name keine allzu spannende Übersetzung, aber ihr Leben ist Zeugnis für umso mehr. Sie war eine Frau mit einer engen Verbindung zu Jesus, mit einem hohen Maß an Treue, Stärke, Mut, Aufopferungsbereitschaft und Konsequenz – Frauenpower eben. Sie steht damit in guter Gesellschaft mit den vielen weiteren Frauen und Männern, die ihr Leben der Verkündigung des Evangeliums verschrieben haben. Auch für mich selbst ist sie darin Vorbild und sicher eine starke Patronin in nächster Nähe des Herzens Christi.

Bild: Pieta mit Maria Magdalena von Christiane Raabe
In: Pfarrbriefservice.de

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