800 Jahre Sonnengesang des Hl.Franziskus – Fest in St.Franziskus am 05.10.25

800 Jahre Sonnengesang des Hl.Franziskus – Fest in St.Franziskus am 05.10.25

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Pfarrei St.Josef Treptow – Köpenick,

am kommenden Sonntag feiern wir um 10.30 Uhr in unserer Kirche St.Franziskus / Friedrichshagen / Scharnweberstr.9 einen Festgottesdienst aus Anlass des 800.Jahrestages des Sonnengesangs des Hl.Franziskus. Der Sonnengesang ist in dieser Kirche eindrucksvoll als Glasmosaik künstlerisch dargestellt.

Unser Chor wird diesen Gottesdienst musikalisch gestalten. Anschließend wird es ein Gemeindefest auf dem Grundstück geben. Herzliche Einladung an Gemeindemitglieder wie Freunde unserer Pfarrei.

In St.Josef findet am Sonntag der Gottesdienst um 8.30 Uhr statt.

Anbei aus unserer PASTORALE der Leitartikel zu diesem Anlass:

800 Jahre Sonnengesang: Tiefes Gebet statt nettes Liedchen

Vor 800 Jahren, wenige Jahre vor seinem Tod, schrieb der Heilige Franziskus den berühmten Sonnengesang. Ein großer Fan des Gebets ist Bruder Christophorus Goedereis. Er ist Delegat der Kapuziner in Belgien und den Niederlanden – sein Orden gehört zur Familie der Franziskaner. Warum der Sonnengesang für ihn heute aktuell ist wie nie und wie er uns konkret zum Handeln auffordert, verrät Goedereis im Interview mit katholisch.de.

Frage: Bruder Christophorus, in welcher Situation und in welche Zeit hinein hat Franz von Assisi den Sonnengesang geschrieben?

Bruder Christophorus: Der Text wurde vor 800 Jahren verfasst, wahrscheinlich im Frühjahr 1225. Es handelt sich um ein Lob Gottes durch die Schöpfung. Man könnte meinen, der Sonnengesang sei an einem sonnigen Sonntagnachmittag entstanden, die Vögel zwitschern, die Bienen summen, Franziskus sitzt in einem blühenden Mohnfeld und gerät darüber ins Schwärmen. Das krasse Gegenteil ist der Fall: Franziskus liegt schwer krank in einem kleinen Gärtchen des Klosters San Damiano in Assisi, Schwestern pflegen ihn. Er ist ausgemergelt, geschwächt, nahezu blind – und ahnt mit seinen rund 40 Jahren vielleicht schon, dass sein Leben sich dem Ende zuneigt. Seinen Körper nennt er „Bruder Esel“. In dieser Situation, mitten im Leid, bricht dieses Loblied aus ihm heraus.

Frage: Was ist die zentrale Aussage des Sonnengesangs, seine Quintessenz?

Bruder Christophorus: Der Sonnengesang ist viel mehr als das nette Liedchen, als das er gern wahrgenommen wird. Es ist ein tiefes Gebet – gerichtet an den höchsten, allmächtigen, guten Herrn. Was den Sonnengesang ausmacht, ist die tiefe Verbundenheit der Geschöpfe, die darin zum Ausdruck kommt. Alle sind miteinander verbunden und aufeinander angewiesen, alle sind letztlich Brüder und Schwestern. Das gilt für die Ameise und den Elefanten – und für alle Menschen, egal welcher Kultur, Hautfarbe oder Nation. Für den heiligen Franziskus ist der Grund dieser Verbundenheit derselbe Ursprung, den alle Geschöpfe haben: nämlich Gott, der Schöpfer.

Frage: Das Gebet hat einige Parallelen zum Gesang der drei Jünglinge im Feuerofen aus dem Buch Daniel im Alten Testament. Hat Franziskus den Text nur abgekupfert?

Bruder Christophorus: In der Forschung zum Sonnengesang herrscht Einigkeit, dass Franziskus von älteren Texten inspiriert war. Er kannte mit Sicherheit die Psalmen 19, 104 oder 148, die alle die Schöpfung loben. Und ja, auch der Lobgesang der drei Jünglinge im Feuerofen war ihm sicher vertraut – noch heute ist das ja ein ganz bekanntes Gebet, das wir Ordensleute jeden Sonntagmorgen in der Laudes beten. Einzigartig ist jedoch, was Franziskus aus diesen Vorlagen macht: Es gibt keinen Text mit einer vergleichbaren Wirkungsgeschichte. Faszinierend sind für mich auch die sprachlichen Details: Der Sonnengesang hat 33 Verse – Jesus wurde 33 Jahre alt. Im altitalienischen Original lauten die ersten Worte „Altissimu, omnipotente, bon Signore“ – „Höchster, allmächtiger, guter Herr“. Darin verbirgt sich das Alpha und Omega, das Christusmonogramm. Solche Entdeckungen finde ich umso faszinierender, als ich mir sicher bin, dass Franziskus den Aufbau des Textes nicht lange und aufwendig konzipiert hat. Da steckt ganz viel Intuition, vielleicht sogar etwas Mystisches drin.

Frage: Hat das Gebet auch andere Theologen, Literaten und Künstler zu neuen Werken inspiriert?

Bruder Christophorus: Ja, in vielen verschiedenen Disziplinen. Da ist zum einen der große Franziskaner-Theologe Bonaventura. Er lebte im 13. Jahrhundert und soll als Kind dem heiligen Franziskus noch persönlich begegnet sein. Auch für Bonaventura begegnen wir dem Schöpfer durch die Geschöpfe. Die Erstoffenbarung, so sagt er, ist nicht die Heilige Schrift, nicht die Menschwerdung Gottes, sondern die Schöpfung. Das ist seit jeher franziskanische Theologie. Über die Jahrhunderte waren Franziskus und der Sonnengesang dann immer wieder Inspiration in Kunst- und Musikgeschichte. Besonders die berühmte Vogelpredigt von Franziskus wurde oft dargestellt. Zum 800. Geburtstag schaffte sie es sogar auf eine Briefmarke der deutschen Post. Das Gotteslob enthält mehrere Vertonungen des Sonnengesangs. Ein sehr bekanntes Lied ist auch das Laudato Si von Winfried Pilz. Wegen der Missbrauchsvorwürfe gegen seinen Komponisten wird es aktuell aber zurecht nicht mehr rezipiert.

Frage: Was macht für Sie persönlich der Sonnengesang aus?

Bruder Christophorus: Ich möchte nur ungern „die eine“ Botschaft herausgreifen, weil im Sonnengesang so viel steckt. Aber in der Gegenwart drängt sich doch eine Botschaft auf: Der Mensch sollte dringend von seiner Arroganz abrücken, sich als Krone der Schöpfung zu sehen. Unser Zeitalter wird in der Wissenschaft „Anthropozän“ genannt: der Mensch verändert die Welt und Umwelt nachhaltig durch seine Handlungen – aber leider nicht zum Positiven, er zerstört sie. Alles scheint sich um uns zu drehen: Wem gehören das Wasser und die Meere, wem das Fleisch der Tiere? Wem gehört der Berg, wer hat die Lufthoheit? Alles wird als etwas betrachtet, das zu unserer Verfügung ist. Aber wir merken zunehmend: Diese Rechnung geht nicht auf. Wir haben überzogen, wir zerstören unseren Planeten. Der Sonnengesang lädt mich ein, mich selbst demütig wieder als Teil der Schöpfung zu verstehen. Nicht der Mensch ist im Zentrum, sondern Gott, der alle Geschöpfe erschaffen und miteinander verbunden hat. Daraus entsteht für uns eine Verantwortung, die wir dringend wahrnehmen sollten.

Frage: Was heißt das konkret: Sollten wir alle vegan leben und Fridays for Future unterstützen?

Bruder Christophorus: Der Sonnengesang ruft sicher nicht zu einer bestimmten politischen Aktion auf, aber er ist für mich schon ganz klar ein Auftrag zum Nach- und Umdenken. Und wer das angesichts der von uns Menschen selbst verschuldeten Probleme mit unserer Schöpfung ernsthaft tut, der kommt nicht daran vorbei, Konsequenzen zu ziehen. Ob das dann Veganismus oder Vegetarismus, ein bewussteres Einkaufen im Bioladen, Konsumverzicht oder auch die Unterstützung von Fridays for Future ist – da gibt es mehr als nur eine Option.

Text des Sonnengesangs

Höchster, allmächtiger, guter Herr,

dein sind das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.

Dir allein, Höchster, gebühren sie,

und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr,

mit allen deinen Geschöpfen,

zumal dem Herrn Bruder Sonne,

welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest.

Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz:

Von dir, Höchster, ein Sinnbild.

Gelobt seist du, mein Herr,

durch Schwester Mond und die Sterne;

am Himmel hast du sie gebildet,

klar und kostbar und schön.

Gelobt seist du, mein Herr,

durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken

und heiteres und jegliches Wetter,

durch das du deinen Geschöpfen Unterhalt gibst.

Gelobt seist du, mein Herr,

durch Schwester Wasser,

gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr,

durch Bruder Feuer,

durch das du die Nacht erleuchtest;

und schön ist es und fröhlich und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr,

durch unsere Schwester, Mutter Erde,

die uns erhält und lenkt

und vielfältige Früchte hervorbringt

und bunte Blumen und Kräuter.

Gelobt seist du, mein Herr,

durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen

und Krankheit ertragen und Drangsal.

Selig jene, die solches ertragen in Frieden,

denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.

Gelobt seist du, mein Herr,

durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;

ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.

Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.

Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen,

denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Lobt und preist meinen Herrn

und dankt ihm und dient ihm mit großer Demut.

 

Das Interview führte Gabriele Höfling von katholisch.de. Dort ist das Interview zuerst erschienen.

 

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