17.Juni 1953 – 70 Jahre her | Geistlicher Impuls | 14.06.2023

17.Juni 1953 – 70 Jahre her | Geistlicher Impuls | 14.06.2023

In ein paar Tagen ist es wieder soweit. Ich fahre ins Allgäu. Ein paar Tage Bergwandern. Freunde haben mitten in den Bergen eine schöne Wohnung. Vom morgendlichen Frühstückskaffee auf der Terrasse schaue ich direkt hinein in diese herrliche Bergwelt. Es wird Zeit, mal wieder die Stadt zu verlassen, die so aufgeregt ist und auch etwas vom Alltag abzuschalten, der in den letzten Monaten ziemlich stressig war. Also ab in die Berge…

Immer wenn ich auf dem Weg dorthin den ehemaligen Grenzkontrollpunkt in Berlin-Dreilinden und dann später den ehemaligen Grenzkontrollpunkt an der thüringisch-bayrischen Grenze mit dem Auto passiere, mache ich ein Kreuzzeichen und sage still „Dank sei Gott, dass diese Grenze weg ist und wir in Freiheit leben!“

Ein Berliner Priester hat das jedes Mal getan, immer wenn er nach dem Mauerfall ehem. Grenzkontrollpunkte durchfuhr. Und er wusste es gut, was Freiheit bedeutete. Seine Familie wurde durch die Mauer getrennt, Besuche waren viele Jahre nicht möglich und dann nur mit „Eintrittsgeld“ in die damalige DDR. Die Kommunisten predigten Hass auf den Westen, ließen sich aber gut mit Westgeld bezahlen, um ihr verlogenes menschenverachtendes System zu halten. 

Am kommenden Sonnabend denke mindestens ich wieder an einen Volksaufstand in der DDR, den 17.Juni 1957. Lange her und im Westen bis zum Mauerfall auch als „Tag der Deutschen Einheit“ begangen, erinnert sich heute kaum noch jemand daran. 

Damals waren Tausende Menschen im Osten gegen das kommunistische Regime auf die Straße gegangen. Mehr arbeiten für Hungerlöhne das wollten sie nicht mehr. Aber dann walzten russische Panzer den Aufstand nieder. Viele Menschen starben, weitere Hunderttausende flohen in den Westen. 

Geschichtsvergessen nenne ich die, die heute Russlands Krieg gegen die Ukraine verharmlosen und verwechseln, wer überfallen und wer angegriffen hat. 

Hochaktuell also, wenn ich an den 17.Juni und zugleich an die russischen Panzer denke, die wieder auf ein Volk schießen, dass sich gegen das „System Russland“ entschieden hat und in Freiheit leben möchte und wieder Millionen, die in Richtung Westen fliehen. Wenn denn Russland Freiheit brächte, warum fliehen dann Millionen in den Westen, möchte ich den Putin-Verstehern zurufen. 

Ich hoffe und bete sehr auf einen gerechten Frieden und werde wieder Gott danken, wenn ich die ehem. Grenzkontrollpunkte im Osten Deutschlands passiere, … danken dafür, dass wir in Deutschland in Freiheit, auch in Glaubensfreiheit und Demokratie leben.

Mathias Laminski, Leit. Pfarrer


Titelbild: wal_172619 / Pixabay.com – Lizenz
Gesehen in Berlin, 17. Juni 2022: Spatzen haben ihr Nest in einer russischen Haubitze/Kanone aus dem Zweiten Weltkrieg gebaut.

Menü schließen