Glühen ist mehr als Wissen | Geistlicher Impuls | 20.08.2025

Glühen ist mehr als Wissen | Geistlicher Impuls | 20.08.2025

Der Heilige Bernhard v. Clairvaux (1090-1153)

Am Mittwoch, dem 20. August, feiert die Kirche den heiligen Abt Bernhard v. Clairvaux,
ein Phänomen der Theologie und Kirchengeschichte. Er gilt als die kreativste und
einflussreichste Gestalt des 12. Jahrhunderts.
Das Stichwort „Glühen ist mehr als Wissen“ fasst wie ein Brennpunkt sein gesamtes
Denken und Empfinden zusammen.
Bernhards Glaube kommt ganz aus der Erfahrung der Nähe Gottes, also aus dem Herzen.
Seine Theologie ist ihm weniger Kopfsache als vielmehr Herzenswissenschaft.
Der Verstand reflektiert und registriert, was die Seele in ihren Tiefenschichten erfährt und
erlebt. Die überwältigende Liebe Christi hatte ihn schon als jungen suchenden Menschen
so überwältigt, dass er zusammen mit 30 Gefährten um 1112 in das damalige Kloster
Citeaux im französischen Burgund eintrat. Dies war eine Neugründung der Zisterzienser,
einem neuen Ordenszweig der Benediktiner.
Mit seinem Charisma und seiner Beredsamkeit hat der Abt von Clairvaux diese Reformbewegung in ganz Europa zum Blühen gebracht. 

Bis zu seinem Tod enstanden 68 Neugründungen, bald auch in unseren Landen, wie Lehnin, Zinna und Chorin etc.
Damit begann die Armutsbewegung des Mittelalters, die 100 Jahre später mit den Franziskanern und Dominikanern ihren Höhepunkt erreichte.
Diese jungen Mönche und Idealisten suchten die „Imitatio Christi“, also die ernste Nachfolge Jesu mit Leib und Seele. Infolge kamen auch die vielen Schwesternklöster
dazu.

In seinen weitverbreiteten Schriften sucht Bernhard den Menschen aus seiner Entfremdung und inneren Heimatlosigkeit Orientierung zu bieten. Jeder trage das Ebenbild Gottes in sich, das neu zum Leuchten und Leben erweckt werden soll. Die Gottesliebe soll entzündet und geordnet werden.
So lehrt er: Verstand ohne Liebe ist leer und kalt.
                   Aber Liebe ohne Verstand wird schnell blind.
Dies zeigt auch den gesunden Ausgleich zwischen Herz und Verstand, der vor Fanatismus bewahrt.
Seine bekannten Auslegungen zum „Hohenlied Salomos“ beschreiben die suchende Liebe nach dem Geliebten und gehören bis heute zur Weltliteratur.
Auch der leidende Christus ist Zentrum seiner Betrachtungen. Durch die Meditation der Wunden Christi soll das Mitfühlen und die Nachfolge zum Schmerzensmann geweckt werden. Der heutige Kreuzweg geht auf diese Frömmigkeit zurück.
In seinen Marienpredigten hat er schließlich den Grundstein für die weitere Marienverehrung gelegt, die erst im späteren Mittelalter populär wurde.
Nur wer selber brennt, kann andere entzünden. 

Das gilt damals, wie heute in der  Christenheit. 

Pfr. Bernhard Gewers


Titelbild: Pietro Perugino, Public domain, via Wikimedia Commons

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