Am 7.Oktober 2025 jährt sich zum zweiten Mal das grausame Massaker der Terrororganisation Hamas an zumeist israelischen jungen Leuten. Ich erinnere mich, wie live in den sozialen Medien vor allem von den Terroristen selbst ihr Morden, ihr Zerstückeln von Menschen, ihr Abschlachten von jungen Frauen und Männern gezeigt und gefeiert wurde, auch von den Bewohnern im Gazastreifen selbst und die Geiseln, die sie mitnahmen, im Gazastreifen bis heute unter menschenunwürdigen Bedingungen „leben“. Viele wurden nach grausamer Leidenszeit von der Hamas ermordet. Babys wurden geköpft und es wurde bejubelt, Jugendlichen wurden die Gliedmaßen abgetrennt und es wurde bejubelt. Welche Entmenschlichung!
Aus diesem Anlass bat ich Jens Teschke, Mitglied unserer Pfarrei, einen persönlichen Kommentar zu schreiben. Als jemand, der seit Jahren den Menschen in Israel verbunden ist, nimmt er klar Stellung und Haltung zu den Vorgängen, den Diskussionen und den Entwicklungen in den letzten Monaten.
Pfr.Mathias Laminki
———————————————————————————————————————-
„Es reicht!“ – Plädoyer für eine klare Positionierung zugunsten Israels.
Von Jens Teschke (Mitglied der Pfarrei St.Josef Treptow – Köpenick)
Es reicht! Jeden Tag mehren sich die Stimmen und die Menschen, die in Deutschland aber auch in ganz Europa auf die Straßen gehen, um gegen Israels Vorgehen in Gaza zu demonstrieren. Sie protestieren angesichts schrecklicher Bilder von hungernden Kindern und von Berichten über unschuldige Tote und die Bilder von Kriegszerstörung. Sie rufen „Es reicht!“ und fordern die Bundesregierung auf, nun endlich der Regierung Netanjahu die Solidarität zu verweigern und, im Gegenteil, sich aktiv gegen deutsche Waffenexporte an Israel einzusetzen und für die Anerkennung eines Staates Palästina einzutreten.
Es reicht!, sage auch ich. Es reicht!, im Sinne von Schluss damit! Aber ich meine damit vor allem, dass Schluss sein muss, mit täglichem Antisemitismus auf deutschen Straßen, während wir pflichtschuldig erschüttert und berührt den immer weniger werdenden Holocaust-Überlebenden zuhören. Die Betroffenheit über den Holocaust kompensiert nicht, dass wir am Vormittag der Gräueltaten der Nazis gedenken und am Nachmittag dann Israel, ausgerechnet Israel, Apartheid und „Nazi-Methoden“ vorwerfen. Es reicht!, und Schluss damit, dass wir in Deutschland ein noch nie dagewesenes Hoch an antisemitischen Straftaten haben, dass sich Jüdinnen und Juden auf Berlins aber auch anderen Straßen nicht mehr trauen, mit Kippa oder Davidstern umherzugehen. Es reicht!, dass in den meisten Medien eine unerträgliche Einseitigkeit in der Berichterstattung stattfindet. Eine Berichterstattung, die gespeist wird aus Hamas-Quellen, was die Zahl der Toten angeht, was Fotos aus Gaza angeht und was Meldungen über die Nichtlieferung von Nahrungsmitteln betrifft.
Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst – dieses Diktum gilt leider auch und besonders im Krieg in Gaza. Ein Krieg, das sollten wir uns in Erinnerung rufen, der nicht von Israel begonnen wurde. Ein Krieg, der seinen Ursprung allein im furchtbarsten Pogrom gegen Juden seit 1945 mit über 1.200 Toten und ursprünglich 250 verschleppten Geiseln hat. Es ist übrigens auch ein Krieg, der ganz schnell beendet werden könnte, wenn die Terrororganisation die mutmaßlich noch lebenden 25 Geiseln sowie die sterblichen Überreste weiterer elendig Verstorbenen an Israel übergeben würde. Es reicht!, dass stattdessen dauernd Israel die Schuld gegeben wird, an dem Umstand, dass sich das Land gegen eine Terrororganisation und ihre iranischen Hintermänner verteidigt, deren Ziel, klipp und klar, die Vernichtung des Staates Israel ist. Stattdessen wird Leuten zugehört, die „From the river to the sea“ skandieren, und damit nichts anderes fordern als eben diese Vernichtung der Heimat von acht Millionen Juden. Dass Israel sich natürlich nicht zum Unterstützer der eigenen Vernichter machen will, und daher Lebensmittellieferungen eben nicht an Hamas-Offizielle übergeben hat, könnte mit einigem Nachdenken nachvollziehbar erscheinen. Es waren Hamas-Terroristen, die sich entweder die Nahrungsmittellieferungen unter den Nagel rissen, oder, wenn sie die Kontrolle nicht behalten konnten, mit Waffengewalt gegen die eigene Bevölkerung vorgingen.
Ich finde es legitim, den Vergleich mit dem Krieg gegen Nazi-Deutschland zu ziehen. Ja, die Bomben auf Dresden, Würzburg oder Köln haben Hunderttausende Unschuldiger getötet. So unschuldig die Zivilbevölkerung sein konnte, die Hitler zugejubelt hatte, die sich in verschwindend geringem Maße für die jüdischen Mitbürger einsetzte, sondern das „Verschwinden“ einfach hinnahm. Aus Gaza haben uns andere Bilder erreicht: was jubelte die Bevölkerung am 7. Oktober 2023 und beteiligte sich an Gräueltaten an den Geiseln. Es regt sich kaum Widerstand gegen den Terror der Hamas. Ja, vielleicht ist das auch zu viel verlangt, aber wer gerne doziert, dass die Deutschen 1943 mehr Mut hätten haben sollen, gegen die Nazis vorzugehen, der sollte das auch von den Palästinensern 2025 verlangen. Aber es gibt eben keinen Protest und auch kein Mitleid bei der Bevölkerung in Gaza mit den israelischen Geiseln, sondern stattdessen unbändigen Hass. Juden-Hass, der in Jahrzehnten, von der UN mitfinanzierten Schulbüchern, vermittelt wurde.
Eine nun im Raumstehende Anerkennung eines vermeintlichen Staates Palästina ist letztlich eine Belohnung für den Horror und die Gräuel des 7. Oktober. Statt mit aller Härte die Freilassung der Geiseln zu fordern, planen u.a. Frankreich, Großbritannien und Kanada einen nicht existierenden Staat anzuerkennen. Völkerrechtlich absurd, politisch erschreckend und opportunistisch. Letztlich ist es das Schielen auf die islamischen Wähler. Michel Houellebecqs „Unterwerfung“ lässt grüßen.
Noch einmal: es reicht! Betrachten wir den Krieg neu und werfen wir einen Blick in die Zukunft. Dieser Krieg ist, wie alle Kriege, furchtbar und grausam. Es sterben Schuldige, aber eben auch Unschuldige. Dass die Hamas mit Waffenlagern in Krankenhäusern und Schulen ein perfides System erschaffen hat, den Krieg in die Zivilbevölkerung zu tragen, wird dabei gerne übersehen. Verschwiegen wird, dass die israelische Armee immer wieder Aufrufe an die Bevölkerung aussendet, bestimmte Gebiete zu meiden, bevor es zu einem Angriff gegen die Kämpfer der Hamas kommt – eben um die Zivilbevölkerung so weit wie möglich zu verschonen.
Natürlich ist in einem Krieg das Vorgehen beider Parteien nie in Gut und Böse einzuteilen. Auch die israelische Armee hat massive Fehler begangen, hat Grenzen der üblichen Kriegsführung überschritten. Jedoch auch hier gilt, noch einmal: dieser Krieg ist Israel aufgezwungen worden, dieser Krieg kann durch Geiselübergabe und ein Ende der Vernichtungsideologie der Hamas umgehend beendet werden. Dies sollte uns allen immer auch bewusst sein, bevor mehr und mehr der Deutschen mal wieder die Juden als die immer an allem Schuldigen sehen. Israel ist auch entstanden als Konsequenz aus dem Holocaust. Es ist unsere Verpflichtung, sich jeden Tag für das Existenzrecht dieser einzigen Demokratie in der Region einzusetzen und sich nicht gemein zu machen mit den Mördern der Hamas und ihrer Anhänger.
