26.Oktober – Sonntag der „Weltmission“ – was heißt das eigentlich?

26.Oktober – Sonntag der „Weltmission“ – was heißt das eigentlich?

Am Sonntag, den 26.Oktober feiern wir in der katholischen Kirche Deutschlands den „Sonntag der Weltmission“. Was das heißt und wofür die Kollekte dieses Sonntags ist, erklärt der Herr Ivic, Büroleiter von „Missio Deutschland“ im Erzbischöflichen Ordinariat Berlin.

(Der Beirag erschien auch in der aktuellen PASTORALE, unserem Pfarreimagazin)

Lieber Herr Ivic, Sie arbeiten für die Hilfsorganisation „Missio“ mit „Sitz im Erzbistum Berlin“. Sagen Sie bitte zunächst etwas zu sich und was Sie machen.

Mein Name ist Milan Ivic, ich arbeite seit September 2020 im Erzbistum Berlin als Diözesanreferent für „Missio Aachen“. Ich bin katholisch aufgewachsen, war aber gar nicht so sehr in den katholischen Strukturen verhaftet, sondern bin einfach nur zu den Gottesdiensten gegangen. Im Bachelor habe ich Kulturwissenschaften studiert und im Master European Studies mit dem Schwerpunkt Politik und bin dann auch ins Politische gewechselt. Ich war zuerst bei einer Migrantenselbstorganisation und habe dort u.a. das Thema Flucht bearbeitet, habe die Arbeit mit Geflüchteten in Spandau aufgebaut und bin dann in die Berliner Landesebene gewechselt. Im Abgeordnetenhaus war ich für eine Abgeordnete tätig, bin dann mit in den Bundestag gezogen und wollte nach einigen Jahren der Tätigkeit dort, Arbeit und Glaube miteinander verbinden. So bin ich dann bei „Missio“ gelandet.

Ich verbinde Adveniat mit Lateinamerika, von deren Unterstützung ich während meiner Arbeit in Brasilien profitierte. Dann gibt es Renovabis, die Organisation für Osteuropa und missio verbinde ich mit „Es geht überall hin“. Was macht missio aber genau?

Wir haben die Hilfswerke Misereor, Adveniat, Renovabis, Caritas International und das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Sie haben alle unterschiedliche Schwerpunkte. Wir als „missio“ sind ein pastorales Werk, das über die katholischen Strukturen eines Landes den Partnerinnen und Partnern hilft. Das heißt wir gehen über die Pfarreien, die Bistümer oder über Ordensgemeinschaften vor Ort und sind dort auf die ärmsten Diözesen weltweit fokussiert. Diese liegen in Afrika, Asien und Ozeanien. Das sind also unsere Schwerpunktgebiete.

Was machen Sie gerade konkret?

Wir nähern uns dem Oktober, das heißt jetzt ist gerade der Weltmissionssonntag in Planung. Der Oktober ist der Weltmissionsmonat und der vierte Sonntag ist dann der Weltmissionssonntag, in diesem Jahr, der 26.10.2025. An diesem Tag sammeln wir die Kollekten für die Arbeit von missio. Dazu haben wir in diesem Jahr Gäste aus Myanmar in Berlin. Am Beispiel von Myanmar möchten wir aufzeigen, wie die katholische Kirche in einem Land hilft, in dem es Bürgerkrieg gibt, eine Militärdiktatur und wie die Menschen vor Ort Hoffnung finden und an eine bessere Zukunft glauben können. Das versuchen wir mit den Partnerinnen und Partnern vor Ort aufzuzeigen. Das Beispielland, aus dem Gäste zu uns kommen, ändert sich in jedem Jahr. Es geht einfach darum, konkret aufzuzeigen, was die Kirche und unsere Geschwister im Glauben gemeinsam mit missio vor Ort bewirken.

Sie hatten auch die Zusammenarbeit mit der Politik erwähnt…

Also, ich bin im Netzwerk der Diözesanreferenten, das heißt wir haben in den verschiedenen Diözesen jeweils einen Referenten vor Ort. Aber in Berlin bin ich mit einer besonderen Stelle betraut in dem Sinne, dass ich meinen Fokus auf politische Netzwerke lege, um diese aufzubauen. Das heißt, nicht nur zu Politikerinnen und Politikern sondern auch zu NGOs und anderen Organisationen, die in eine Richtung arbeiten, die für uns relevant ist. Und ich habe dabei zwei Schwerpunkte, das ist einmal die Religionsfreiheit, d.h. dieses Menschenrecht auch für unsere Partnerinnen und Partner zu thematisieren und dann das Thema „moderne Sklaverei“, das wir mit der Aktion „Schutzengel“ bei missio im Fokus haben. Dabei versuche ich die verschiedenen Arten der modernen Sklaverei und hier besonders die menschenrechtlichen Implikationen zu thematisieren. Ziel ist es immer, die Stimmen der Partnerinnen und Partner nach Berlin zu tragen, um zu sehen, wie die deutsche Politik oder ein deutsches Netzwerk die Menschen vor Ort unterstützen kann.

Und mit wem arbeiten Sie am ehesten hier in Deutschland zusammen?

Mit „Reporter ohne Grenzen“ haben wir beispielsweise mal zu Vietnam zusammengearbeitet, weil dort die Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt ist und gerade Journalisten sehr verfolgt werden. Für meine Arbeit ist die Zusammenarbeit in Deutschland immer abhängig von dem, was wir als missio aktuell zum Schwerpunkt gesetzt haben. Beim Thema Religionsfreiheit arbeiten wir eng mit relevanten Akteuren zusammen, u.a. mit „Justitia et Pax“, aber auch mit dem „Stephanuskreis“ der CDU, in dem es diverse NGO-Vertreter gibt. Auch mit evangelischen Netzwerken arbeiten wir zusammen. Gemeinsam wird geschaut, wie man Religionsfreiheit stärken oder das Thema zumindest in den Vordergrund stellen kann. Ansonsten ist es tatsächlich so, dass man immer wieder versucht, diese Themen in die Politik zu tragen. Da Religion in Deutschland eher eine Privatsache ist, ist es im Augenblick auch ein Fokus, den Wert der Religion und den Wert der gläubigen Menschen in der Politik bewusst zu machen, weil dies oft nicht so gesehen wird. Wenn ich an die Entwicklungspolitik denke, sage ich immer, man sollte nicht außer Acht lassen, dass in manchen Ländern der Staat kein gutes Standing hat, man vertraut ihm nicht, empfindet ihn als korrupt. Die religiösen Strukturen haben dort ein viel besseres Standing unter den Menschen und sie kommen bis ins letzte Dorf hinein, so dass man diese Strukturen nutzen kann, um Entwicklungsziele umzusetzen.

Erzählen Sie etwas mehr. Da ist sehr interessant…

Die SDGs (Sustainable Development Goals – Ziele für nachhaltige Entwicklung) der UN legen Entwicklungsziele fest. Aber viele Dinge, wie z.B. Impfkampagnen oder Aufklärungsarbeit zu Menschenrechten, kann man besser ins letzte Dorf bringen, wenn es dort auch über die religiösen Strukturen kommuniziert wird, als wenn es nur der Staat macht, dem man misstraut. Da wird zu wenig mitgedacht, sowohl im Auswärtigen Amt als auch im „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit“ (BMZ). Und das ist das, was wir wieder mehr in die Politik kommunizieren wollen. Im Auswärtigen Amt ist im letzten Jahr das Referat „Religion und Außenpolitik“ abgeschafft worden und in einem größeren Referat aufgegangen. Im BMZ gibt es u.a. das Thementeam „Religion und Entwicklung“. Jedoch konnten wir in der letzten Legislatur beobachten, wie das Standing dieses Themas in den Ministerien abnahm. Bei der Frage, wie geht unser Land in die Außenpolitik, finde ich es wichtig, die Religion immer mitzudenken. Nur weil Religiosität in Deutschland in erster Linie eine Privatsache ist, wir mehr und mehr atheistisch werden und es weniger Menschen in den großen Kirchen gibt, dürfen wir sie nicht verdrängen. Schließlich bekennen sich vier von fünf Menschen weltweit zu einer Religion. Wir müssen ein Bewusstsein für Religion und die stützenden Strukturen, die sie in anderen Ländern durch Priester, Ordensleute und Laien hat, schaffen. Dafür müssen wir uns einsetzen. Also nicht nur einzelne drängende Themen erörtern, sondern ein Bewusstsein für das religiöse Leben erhalten.

Vielen Dank für das Gespräch, diese Informationen, lieber Herr Ivic und alles Gute für Ihre Arbeit.

Mathias Laminski Pfr.

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